Cover Sturmwelten - Unter Schwarzen Segeln

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Die Reise ins Unbekannte beginnt! Während das schwarze Schiff unerreichbar verloren scheint, verdunkelt sich der Himmel über den Sturmwelten. Eine unglaubliche Flut kündigt sich an, in Corbane bricht ein Sturm los, der alles hinwegzufegen droht. In dieser gefährlichen Zeit schlägt erneut die Stunde des Freibeuters Jaquento. Gemeinsam mit der Offizierin Roxane sticht er in See, um eine magische Katastrophe abzuwenden&xnbsp;...

Mit »Sturmwelten – Unter schwarzen Segeln« legt Christoph Hardebusch den zweiten Roman seiner atemberaubenden Saga vor – Abenteuer-Fantasy der neuen Generation!

Sturmwelten Heyne TB, 528 S. ISBN-13: 978-3453523975
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Die Zeit der großen Segelschiffe fasziniert mich, und die Idee, sie mit einer anderen meiner Leidenschaften – nämlich der Fantasy – zu verquicken, war recht nahe liegend.

Hier gibt es die offizielle Leseprobe des Heyne Verlags. (PDF 7,5MB)

Leseprobe »Sturmwelten«

Prolog


An die stets wiederkehrenden Schreie hatte er sich längst gewöhnt. An diesem Ort hatte man kaum eine andere Wahl, als sich daran zu gewöhnen; es war nicht möglich, die Frau zum Schweigen zu bringen. Heutzutage hörte er sie kaum noch. Die lange Zeit war dafür verantwortlich. So wie Zeit für vieles verantwortlich war.

Mit langsamen Schritten ging er den hell erleuchteten Korridor entlang. Das Licht war diffus, entstand aus der Luft selbst, erschaffen durch Vigoris, die er prickelnd auf seiner Haut spürte. Das Gefühl belebte seinen Geist, und auch sein Leib wurde weniger schwerfällig. Um ihn herum flackerte das Licht sanft, als er die Kraft in sich aufnahm. Die Macht der Vigoris nahm zu, je näher er dem Zentrum der Anlage kam. Weiter oben blitzte sie nur vereinzelt auf, aber hier bildete sie einen dichten Vorhang aus Licht.

In die Bodenplatten war silbriges Metall eingelegt, dessen Berührung er durch die Sohlen seiner weichen Schuhe spürte. Die Schönheit der Intarsien war atemberaubend, aber er hatte keinen Blick für ihre kunstvolle Anordnung. Für ihn waren sie nur ein Speicher für die Vigoris, Leiter für die magische Macht, die alles an diesem Ort am Leben hielt – ebenso wie ihn. Das Geheimnis des Metalls war der Welt längst verloren gegangen, verschüttet unter den Trümmern großer Kriege und Veränderungen.

Vergessen und nicht vermisst, denn in diesen neuen Zeiten strebten die Menschen nicht mehr nach der Vervollkommnung ihrer Macht, nach dem Arsanum, dem großen Geheimnis des Kosmos, sondern nach profaner Technik, nach Wissenschaft, nach Eisen und nach Pulver. Sie hatten die Wunder ihrer eigenen Vergangenheit zu Dämonen erklärt und die Errungenschaften der Altvorderen mit Füßen getreten und sie vernichtet, wo sie nur konnten. Aber diesen Ort hatten sie nicht gefunden. Als er das Zentrum erreichte, musste er die Augen vor der Helligkeit verschließen. Die Wände, der Boden und die Decke erstrahlten in gleißendem Licht. Wer diese gewaltige Halle betrat, konnte sich allein in dem Leuchten verirren – wenn er den Weg nicht kannte. Aber er ging einfach weiter, ignorierte das kleine, dunkle Portal, hinter dem er die Frau wusste, deren Name einst Tanára gewesen war. Für den Augenblick war sie ruhig; vielleicht spürte sie seine Anwesenheit. Doch ihn interessierte ohnehin eine andere.

Ein weiterer Durchgang öffnete sich vor ihm, zeichnete sich als dunkler Umriss im allumfassenden Licht ab. Als er hindurchtrat, erfüllte ihn die Vertrautheit der Heimat. Das Licht war hier schwächer, die Mosaike an den Wänden alt und zum Teil blind. Es war ihm gleich, denn er wusste, was sie zeigten, auch ohne sie betrachten zu müssen: die Nigromantenkaiser in all ihrer Macht, umgeben von ihren treuen Dienern, auf der Suche nach dem endgültigen Geheimnis, der letzten Formel, die alles im Universum zusammenhielt. Seine eigenen Räume nahmen sich innerhalb der Anlage bescheiden aus. Früher hatte er über seinen Rückzugsort geflucht, doch jetzt konnte er die feine Ironie verstehen. Ein altes Grabmal als Sanktum, das Reich der Toten als Refugium für einen, der selbst ein Totenwächter war.

»Nicht alles, was tot ist, bleibt für immer verborgen«, murmelte er, während er sich in einen hohen Sessel setzte. Auf einem filigranen Beistelltischchen stand ein Pokal, der auf eine Handbewegung hin zu ihm schwebte. Erst als sein Durst gestillt war, gab er dem Ruf nach.

Sie war an einem düsteren Ort. Seine Sinne nahmen die Umgebung aufgrund der Distanz nur undeutlich war. Er roch Holz und Teer, schmeckte salzige Luft, hörte das Knarren von schwerer Leinwand. Vor ihm kniete seine Dienerin mit gesenktem Haupt. Aber es war etwas anderes, was seine Aufmerksamkeit beanspruchte. Eine Präsenz, unweit von ihm, deren bloße Anwesenheit an seinem Innersten zerrte. Doch als er sich an seine Gehilfin wandte, erfüllte ihn eine fast vergessene Regung – Freude. Lächelnd sprach er sie an.

»Tareisa, mein Kind. Du warst erfolgreich.«

Es war keine Frage, nur eine Feststellung.

»Ja.«

»Dann hat es begonnen.«


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