Cover Die Schlacht der Trolle

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Nach einer jahrhundertelangen Fehde herrscht endlich Frieden im Land zwischen den Bergen. Die Trolle sind siegreich in ihr unterirdisches Reich zurückgekehrt, und die Wlachaken versuchen, die Folgen des blutigen Bürgerkrieges zu überwinden.

Umso erstaunter ist der ehemalige Rebell Sten, als plötzlich eine Meute Trolle vor den Toren seiner Stadt erscheint. Sie werden von dem gewaltigen Kämpfer Pard geführt, der behauptet, dass die Trollin Anda die Macht über einen Großteil der Trolle an sich gerissen und den Anführer Druan getötet hat. Doch vor seinem Tod hat Druan sein Wissen seinem Zögling Kerr anvertraut, der Pard geraten hat, bei den Menschen nach einer Möglichkeit zu suchen, die unüberwindlich scheinende Trollkriegerin zu besiegen.

Die Schlacht der Trolle Heyne TB, 715 Seiten ISBN-10: 3453532708
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Meine Helden sind Trolle: groß, nicht besonders nett, mit schlechten Manieren und schwierigen Essgewohnheiten. Auf den ersten Blick kein gutes Heldenmaterial, aber mir sind sie sehr ans Herz gewachsen.

Hier gibt es die offizielle Leseprobe des Heyne Verlags. (PDF 280 KB)

Leseprobe »Die Schlacht der Trolle«

Die Schreie hallten durch die Gänge und Höhlen, wurden von den Felswänden zurückgeworfen und erklangen als Echos, sodass die Rufe der Verfolger aus allen Richtungen zugleich zu kommen schienen. In dem engen Tunnel wirkten ihre Schreie wie die einer Hundertschaft blutrünstiger Monstren. Das kleine, schwache Licht schaukelte beim Laufen und warf verzerrte Schatten an die vorbeihuschenden Wände. Die Jäger, die sie verfolgten, holten rasch auf. Ihre geschärften Sinne wiesen ihnen sicher den Weg zu ihrer Beute. Und ihre Beute, das sind wir, dachte Kerr verzweifelt, der die Anstrengung ihrer schon viele Dreeg dauernden wilden Flucht in jedem Muskel seines Leibes spüren konnte. Erschöpfung und Müdigkeit hatten sich längst bleiern auf ihn gelegt, doch Kerr zwang sich, weiterzulaufen, denn ein Innehalten hätte den sicheren Tod bedeutet. Dennoch fragte er sich, wie weit er wohl noch rennen konnte, bevor er einfach zusammenbrach. »Noch ein Stück«, schnaufte Druan hinter ihm, als könne er die Gedanken des jüngeren Trolls lesen. »Wir haben es gleich geschafft!«

Für mehr als ein bestätigendes Grunzen reichte Kerrs Atem nicht, und selbst dieses ließ ihn nach Luft ringen. Doch dann spürte er Druans Hand auf seiner Schulter, die beruhigende Gegenwart des erfahrenen Trollkämpfers, und seine Atmung wurde wieder regelmäßig, auch wenn seine Brust brannte und er das Gefühl hatte, jeden Augenblick ersticken zu müssen.

»Nur noch ein Stück«, wiederholte der Troll, und Kerr hoffte still, dass er recht haben mochte, denn die Rufe der Jäger wurden immer lauter und schienen immer näher zu kommen. Das Licht genügte kaum, um die Umrisse der Felsen zu erkennen, zwischen denen sich die beiden Trolle einen Weg bahnten, doch selbst in absoluter Dunkelheit hätte sich Kerr am Atem der Berge orientieren können, der über den Stein strich und in Kerrs Geist Bilder von allem entstehen ließ, was ihn umgab.

Ein stetig zunehmender Luftzug auf seinem Gesicht versprach Kerr bald, dass sie sich tatsächlich ihrem Ziel näherten. Längst wusste der junge Troll nicht mehr, wo sie sich befanden. Die Gänge waren ihm nicht vertraut, das Gestein wirkte an dieser Stelle dunkler und rauer als in den Höhlen, in denen er bisher gelebt hatte. Die Wärme der Luft auf seiner Haut sagte ihm, dass er und Druan auf ihrer Flucht immer tiefer in die Eingeweide der Welt eingedrungen waren. Unvermittelt zuckte die Erinnerung an rot glühendes, flüssiges Gestein in ihm auf, das ohne Vorwarnung aus dem Boden brach und selbst die größten und stärksten Trolle verschlang. Diese Hinterhältigkeit der kleine? Bastarde ist vorbei, beruhigte Kerr sich selbst, Druan, Pard und Anda haben ihre Pläne durchkreuzt. Dennoch erschauderte er bei der Erinnerung an die Zeit, als die Erde selbst sich gegen die Trolle gewandt hatte.

Dann öffnete sich vor ihnen der Gang zu einer gewaltigen Kaverne, in deren Dunkelheit sich das sanfte Leuchten ihres Pilzlichts verlor. Selbst hier, in dieser großen Höhle, konnte Kerr den langsamen, stetigen Herzschlag des Landes spüren: ein unbestimmter Druck tief im Leib, langsam anschwellend, als würde die ganze Welt vibrieren, nur um schließlich langsam zu verebben. Jeder Troll spürte den Schlag des Herzens, der seit Urzeiten Dreeg genannt wurde, manche stärker, manche schwächer. Aus Druans Erzählungen wusste Kerr, dass man ihn selbst an der Oberfläche fühlen konnte, dass sogar die Länder fern der Knochen der Welt, Länder, die unter dem schrecklichen Himmel lagen, von dem Schlag des uralten Herzens erfüllt waren. Der Gedanke an die Oberwelt, auf der man dem gnadenlosen Blick der ewigen Weite des Himmels ausgesetzt war, jagte Kerr Angst ein, denn er hatte noch nie die schützenden Tunnel und Höhlen seiner Heimat verlassen.

»Der Graben«, erklärte Druan und wies nach vorn, ohne anzuhalten. Auch Kerr rannte weiter, doch plötzlich spürte er ein flaues Gefühl im Magen. Wie zur Bestätigung verlangsamte Druan seinen Schritt und sah sich wachsam um.

»Was?«, begann Kerr, da hob Druan abwehrend die Hand und sog prüfend die Luft durch die Nüstern. Verwirrt blickte Kerr sich um, doch der kleine Ballen fluoreszierender Pilze in seiner Hand leuchtete nur wenige Trollschritte weit und half kaum, in der Höhle etwas zu erkennen. Der junge Troll schloss die Augen und verließ sich nur noch auf seine anderen Sinne. Warme Luft aus den Tiefen des Grabens strich über seine Haut, und das leise Rauschen des ewigen Luftstroms drang an seine Ohren. Es roch gut, erdig und alt, doch noch ein anderer Geruch lag in der Luft.
»Trolle!«, murmelte Kerr, und Druan nickte.

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